Kundgebung in Delmenhorst – voller Mut, Überzeugungen und Miteinander

Angelina, Diana, Raja

Nachdem uns die Nachricht erreicht hat, dass die AfD als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft wurde, stand für uns alle fest: Wir müssen raus auf die Straße und ein Verbot für diese menschenfeindliche Partei fordern! 

„Als ich gestern aus dem Haus ging, war ich ehrlich gesagt noch ganz überrascht, dass wir das so kurzfristig auf die Beine gestellt haben. Alles war gut organisiert, durchdacht, bereit. Aber was dann kam, hat mich richtig überwältigt“, berichtet Raja, eine der Rednerinnen. 

80 bis 100 Menschen sind gekommen. Menschen mit Herz, Haltung und einer klaren Botschaft: Wir lassen unsere Demokratie nicht im Stich! „Die Stimmung war einfach fantastisch“, so Angelina, die die Kundgebung geleitet hat. 

Es war nicht einfach nur Protest – es war ein Moment der Zusammengehörigkeit. 

Gestern war mehr als eine Demo. Es war ein Zeichen. Ein Aufbruch. Und ein Versprechen an uns selbst: Wir geben nicht auf! 

Danke an alle, die diesen Tag mit uns gestaltet haben! Eure Kraft, eure Gesichter, eure Stimmen – sie machen Mut und zeigen: Die Hoffnung lebt und wächst mit jedem Schritt, den wir gemeinsam gehen. Wir halten zusammen für die Demokratie – gegen die AfD.

 

Zum Nachlesen: Redebeitrag von Raja

Gestern wurde die AfD vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft. Endlich und aus unserer Sicht längst überfällig. Es liegt schon lange auf der Hand, dass die AfD verfassungsfeindlich ist. Es ist so klar, wie, dass die Nacht dunkel und das Wasser nass ist. Ein AfD-Verbot ist deshalb längst überfällig!

Nicht erst seit dem Geheimplan ist klar, dass die AfD rechtsextrem ist und es ernst meint! Es wird wohl kaum überraschen, wenn ich jetzt sage, dass über 100 Mitarbeiter der AfD-Bundestagsfraktion aus dem Umfeld von rechten Organisationen wie Neonazi-Gruppen, der Reichsbürger-Szene oder der Identitären kommen. Die Meinung dieser Menschen ist klar und sie nehmen Einfluss auf die Politik in Deutschland. Nicht nur hinter den Kulissen im Bundestag, sondern auch ganz gezielt auf Social Media. Dort propagieren sie ein völkisches Frauenbild und hetzen gegen jede Minderheit. Ob migrantisierte Menschen oder LQBTQIA+ Person. Wer ist eigentlich nicht von der Politik dieser Partei betroffen?! Wer wird nicht von ihnen eingeschränkt?! Selbst Alicé wird von ihrer eigenen Politik als nicht existent eingestuft. Lesbisch und dann auch noch mit einer Frau aus Sri Lanka zusammen.

Mit ihrer Hetze verschiebt die AfD das Sagbare. Und grenzt damit ganz klar die aus, die so, wie so schon oft in ihrem Leben, diskriminiert werden. Viele müssen es Tag für Tag ertragen und können nichts dagegen unternehmen.

Andere Parteien übernehmen dieses Denken nun Stück für Stück, weil sie denken, dass dies die aktuelle Stimmung im Land ist. Sie reden der AfD nach dem Mund, weil sie denken, dass die lautesten Menschen auch die totgeschwiegenen Minderheiten abbilden. Die Minderheiten, die sich vor Angst angegriffen zu werden, nicht mehr trauen, auf die Missstände in ihrem Leben aufmerksam zu machen. Nicht mehr trauen, den Mund aufzumachen. Die Minderheiten, die lieber nicht mehr leben wollen als in dieser Welt zu leben. Die Union denkt, dass auch sie von dieser „Lauten Masse“ abgebildet werden. Doch das werden sie nicht. Ihre Existenz wird totgeschwiegen.

Im Koalitionsvertrag steht jetzt vieles, was die AfD so sicher auch gewollt hätte. Es wird keine Kindergrundsicherung geben und das hart erkämpfte Selbstbestimmungsgesetz wird nochmals geprüft. Was auch nicht im Koalitionsvertrag behandelt wird, sind Femizide, ein konkreter Plan zur Gleichstellung fehlt auch und wie FLINTA* im Alltag vor Gewalt geschützt werden, wird auch nicht beschrieben. Es wird auf christliche Nächstenliebe gesetzt. Doch die wird momentan von Parteien wie der AfD immer mehr zurückgedrängt. Stattdessen wird immer mehr gehetzt. Doch Hass und Hetze bringen uns hier und überall sonst nicht weiter!

Eine Normalisierung der Partei, wie es erst kürzlich Jens-Maskendeal-Spahn forderte, ist der komplett falsche Schritt. Denn normal sind ihre Ansichten auf keinen Fall! Es ist nicht normal. Menschen mit Migrationsgeschichte nicht als gleichwertig anzuerkennen. Sie verdienen die gleichen Rechte wie alle hier! Es ist auch nicht normal, sich fremdenfeindlich und minderheitsfeindlich zu äußern. Auch islam- und musimfeindliche Aussagen sind ein No-Go!

Und ja, solche Aussagen der AfD sind gezielt politisch. Wer das nicht versteht und diese Aussagen aus Gag weiter tätigt, steht der AfD näher als er oder sie vielleicht denkt. Denn fast alles ist politisch auch, wenn man es nicht aus einem politischen Grund sagt. Aussagen werden schließlich nicht immer so aufgenommen, wie man sie vielleicht gemeint hat. Doch bei der AfD ist klar, dass sie vieles – dass sie gar alles – so meint, wie sie es sagt. Oft ist die Realität, die wahre Bedeutung vieler ihrer Aussagen sogar noch grausamer als es auf den ersten Blick scheint. Da ist es klar, dass eine Partei bei solchen Aussagen als gesichert rechtsextrem eingestuft wird. Da ist es klar, dass es Gegenwind gibt!

Und dass ich das jetzt sage, ist keine Cancel Culture. Nein, Manfred, du darfst immer noch sagen, was du willst. Doch du musst mit den Konsequenzen leben. Und die Konsequenzen sind nun mal, dass sich die angesprochenen Bevölkerungsgruppen gerne wehren würden. Da ist es klar, dass du von ihnen Gegenwind bekommst. Doch für einen Sturm sind die meisten längst zu schwach. Sie haben doch schon lange gesagt, was sie stört. Aber ihr leiser Protest verhallt im Nichts. Und wenn sie doch nochmal wagen lauter zu werden, sich gar zu beschweren, dann sind die Täter wieder lauter als die Opfer und inszenieren sich selbst als die angegriffenen Opfer. Sie beschimpfen, dass sie ja gar nichts mehr sagen dürften und geben so das vor, was noch gesagt werden darf. Den Tätern wird eine größere Bühne gegeben als den vielen, vielen Opfern. Warum? Sie sind halt bedeutsamer, bekannter und es bringt mehr Aufmerksamkeit. Ihre Position, ihre Version des Gesagten wird immer wieder wiederholt. Es erscheint, wichtiger, richtiger, bedeutsamer als die Gefühle all derer, die durch rechte Gewalt – auch wenn sie „nur“ verbal war – getroffen wurden. Die echten Opfer werden totgeschwiegen. Statt ihnen ist dann ein Chrupalla im Brennpunktstudio und berichtet, warum es nicht rechtens ist, dass die AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft wurde. Ey, AfD, dass ihr damit unzufrieden seid, ist uns doch schon allen klar! Chrupalla und all seine Parteikameraden – Genossen sind es auf keinen Fall – wurde oft genug auf die Bühne geholfen. Wann sind endlich all ihre Opfer an der Reihe? All die, die durch LGBTQIA+-feindliche Aussagen der AfD als nicht-existent gekennzeichnet wurden? Wann sind all die an der Reihe, die ohne irgendeine Tat an den Grenzen unrechtmäßig zurückgewiesen wurden und es, dennoch hierher geschafft haben? Sie kommen nicht auf den Fernsehbildschirm, weil ihre Realität nicht die der lauten Maße wiedergibt. Weil sie laut der lauten Maße nicht existent sind. Aber warum sind sie dann existent? Sie sind da, um uns zu zeigen, wie verdammt schön ein buntes Leben sein kann. Ein buntes Leben ist nicht gefährlich, es ist das Beste, was unserer Gesellschaft passieren kann!

Nochmal sage ich es, damit es ja nicht untergeht: Ein AfD-Verbot ist längst überfällig und sollte schleunigst beschlossen werden. Doch auch über ein AfD-Verbot hinaus muss noch viel mehr passieren! Wir müssen auch gegen die allgemeine menschenfeindliche Gesinnung ankämpfen, die sich wie ein Virus immer breiter in dieser Gesellschaft macht. Sie hat sich wie ein Parasit schon in vielen Köpfen festgesetzt. Doch ich glaube daran, dass wir auch diesen Virus bekämpfen können. Lasst uns den Glauben an eine bessere Gesellschaft verbreiten! Es ist wie eine selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn genug davon überzeugt sind, dass eine bessere Gesellschaft, eine Gesellschaft ohne AfD – oder zumindest mit einer AfD mit historisch tiefem Wahlergebnis – möglich ist, ist auch genug Kraft da, diese Vision mit Leben zu füllen und sie Wirklichkeit werden zu lassen.

Denn es kann nicht weiter sein, dass andere Parteien die Positionen der AfD übernehmen. Ja, diese Positionen auch noch normalisieren wollen. Es kann nicht weiter sein, dass in gefühlt jeder zweiten Talkshow ein Chrupalla, eine Weidel oder jemand anderes aus der Partei sitzt. Auch die namenlosen, ausradierten Opfer rechter Gewalt müssen zu Wort kommen! Lasst uns gemeinsam für eine bessere Gesellschaft ohne rechtsextreme Hetze kämpfen und den Glauben daran nicht verlieren.