Osterkundgebung in Delmenhorst
Krieg und Frieden aus Sicht der Jugendlichen Linken
Ich gehöre zu einer Generation, für die Krieg lange etwas war, das nur in Schulbüchern existiert hat. Etwas, das wir im Geschichtsunterricht durchgenommen haben – mit Bildern in schwarz-weiß, mit Jahreszahlen, mit großem Abstand.
Krieg – das war Vergangenheit. Eine grausame, ja. Aber eben Geschichte. Etwas, was sich nicht hier wiederholen würde. Nicht hier. Nicht bei uns. Wir seien ja zu fortschrittlich.
Und jetzt?
Jetzt stehen wir vor der Realität, dass genau dieses Wort "Krieg" wieder in unserem Alltag auftaucht. In Nachrichten. In Gesprächen. In Ängsten. Plötzlich ist es nicht mehr nur Stoff für Klausuren, sondern eine reale Möglichkeit. Eine Bedrohung, die über uns allen schwebt.
Aber vielleicht war dieses Gefühl von Sicherheit nie echt. Vielleicht war es nur ein Schein. Etwas, damit wir nachts als Nation besser schlafen können.
Ja, in Europa herrschte lange Frieden und ja wir haben uns in dieser Ruhe eingenistet, haben geglaubt, die Welt sei über den Krieg hinweggewachsen. Aber was war mit den anderen Ländern? Mit Afghanistan, mit Syrien, mit dem Irak, mit dem Jemen, mit Tigray oder Gaza? Und was fällt uns dabei auf? Es sind alles Länder aus dem Osten, die vergessen worden sind. Es liegt nicht daran, dass ihr Leid kleiner ist, als das der anderen Ländern im Westen, in denen Krieg herscht. Es liegt daran, dass sie nicht weiß sind. Sie haben eine andere Kultur, Religion, Hautfarbe oder Sprache als wir.
Aber was war mit den blinden Flecken in unseren Nachrichten?
Während wir uns sicher fühlten, brannten anderswo ganze Länder. Familien verloren alles. Kinder wuchsen zwischen Trümmern auf, Menschen litten. Und wir? Wir haben oft weggeschaut – oder gar nicht erst hingesehen. Aber wieso eigentlich? Die Antwort ist ganz einfach: Krieg ist profitabel. Kriege pushen Aktien nachoben, Kriege nutzen Länder zur propaganda und um Geld zu machen. Das beste Beispiel dafür, ist Rheinmetall. Menschen freuen sich über den Aufstieg ihrer Aktien, vergessen jedoch woran das liegt, dass sie plötzlich soviel mehr Geld rausschlagen können.
Vielleicht müssen wir endlich verstehen: Frieden ist nicht, wenn es bei uns ruhig ist. Frieden ist erst dann real, wenn er für alle gilt.
Unser Frieden existiert nicht isoliert.
Er ist verwoben mit dem Schicksal anderer Menschen, die in Konflikten gefangen sind, und ohne eine Stimme, die für sie spricht. Wir müssen unsere Perspektive erweitern und dürfen die Welt nicht nur durch die Linse unserer eigenen Erfahrungen betrachten. Schließlich sind wir auch nur Menschen, und sind eingeschränkt durch unser Weltbild. Wir müssen die Geschichten derjenigen hören, die in den Schatten des Krieges leben, und uns mit ihrem Leid auseinandersetzen.
Es ist leicht, in unserer Komfortzone zu verharren und zu glauben, dass uns das, was in fernen Ländern geschieht, nichts angeht. Doch die Realität ist, dass wir alle Teil eines globalen Netzwerks sind. Die Entscheidungen, die in einem Land getroffen werden, können weitreichende Auswirkungen auf das Leben von Menschen in einem anderen Land haben. Auf das Leben hier, in Deutschland. Wir müssen uns fragen: Was können wir tun, um diese Ungerechtigkeiten zu bekämpfen? Wie können wir aktiv dazu beitragen, dass Frieden nicht nur ein Wort bleibt, sondern eine Realität für alle Menschen wird, egal wo sie Leben. Auch müssen wir die Verantwortung der Medien hinterfragen. Oft werden Konflikte sensationalisiert oder verzerrt dargestellt, während die menschlichen Geschichten, die hinter den Schlagzeilen stehen, ignoriert werden. Keine Geschichte, sollte für Profit und ansehen ausgeschlachtet werden. Hinter den Geschichten, die wir Tagtäglich sehen, stecken nämlich Menschen wie du und ich. Es liegt in unserer Verantwortung, kritisch zu sein und die Stimmen der Unterdrückten zu suchen. Wir müssen uns für eine Berichterstattung einsetzen, die die Komplexität von Konflikten erfasst und die Menschlichkeit in den Vordergrund stellt.
Aber wie können wir eine aktive Rolle spielen? Bildung spielt eine entscheidende Rolle. Und da wir das Privileg haben, zugriff auf diese Bildung zu haben, müssen wir unsere Chance nutzen. Indem wir Empathie und Verständnis für andere Kulturen und Lebensrealitäten lehren, können wir eine Generation heranziehen, die nicht nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist, sondern auch die Verantwortung für das Wohl anderer übernimmt. Eine Generation, die das Leid anderer Anerkennt und versteht, dass hinter jeder Geschichte ein Mensch steckt.
Wir müssen auch die wirtschaftlichen Strukturen hinterfragen, die Kriege begünstigen. Es ist an der Zeit, dass wir uns für eine gerechtere Verteilung von Ressourcen einsetzen und Unternehmen zur Verantwortung ziehen, die von Konflikten profitieren. Frieden kann nicht auf dem Rücken der Schwächsten aufgebaut werden.
Lasst uns gemeinsam für eine Welt arbeiten, in der Frieden nicht nur ein Privileg für einige ist, sondern ein Recht für alle. Lasst uns die blinden Flecken in unserem Bewusstsein aufdecken und die Stimmen der Vergessenen hören. Nur so können wir einen echten und dauerhaften Frieden schaffen – einen Frieden, der für alle gilt. Es liegt an uns, die Veränderung zu sein, nach der wir uns in der Welt sehnen.